Samstagmorgen 10:00 Uhr in Backnang. Friedlich gehen die Bürgerinnen und Bürger ihren samstäglichen Aufgaben nach. Man schlendert über den Wochenmarkt, sitzt mit Freunden im Café und geniest die letzten warmen herbstlichen Sonnenstrahlen, mäht die Wiese oder putzt die Wohnung. Plötzlich wird diese Ruhe jäh unterbrochen. Unaufhörliches Martinshorn unterbricht die idyllische Ruhe. Was ist passiert ein Großbrand? Sind Menschenleben in Gefahr?
Mitnichten. Es handelte sich um eine jährlich stattfindende Großübung der Feuerwehr Backnang. Für die knapp 60 Feuerwehrleute, die an der professionell ausgearbeiteten Übung teilnahmen, war es trotzdem eine schweißtreibende Angelegenheit. Um kurz vor 10:00 Uhr waren alle angetreten um auf die Fahrzeuge verteilt zu werden. Wohin sie die Übung führen würde, war Ihnen nicht bekannt. Lediglich die Übungsvorbereiter und die Kommandanten waren eingeweiht.
Irgendwann gab es das Stichwort: die Brandmeldeanlage der Mörikeschule in Backnang hatte Brandalarm ausgelöst. Der Einsatzleiter Milan Seitz, Abteilungskommandant der Einsatzabteilung Backnang-Stadt 2 rückte gemäß der Alarmierungs- und Ausrückeordnung (AAO) mit dem ersten Löschzug(Einsatzleitwagen, Hilfeleistungs- Löschfahrzeug, Drehleiter, Löschfahrzeug) aus. Unterstützt wurde dieser Löschzug vom Löschfahrzeug der Einsatzabteilung Schöntal.
Wie in solchen Fällen üblich, fuhr der Einsatzleiter mit dem ersten Fahrzeug (Einsatzleitwagen) zuerst an den Ort des Geschehens um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Die restlichen Fahrzeuge bleiben vor der Einfahrt auf das Gelände stehen und warten auf ihr Kommando, zum Beispiel auf welche Seite des Gebäudes sie fahren sollen.
Bereits auf der Anfahrt konnten die Einsatzkräfte Rauch aus dem Turm im Haupttreppenhaus erkennen. Bei der Erkundung durch den Einsatzleiter konnte weiterer dicker Rauch aus dem Kellerbereich lokalisiert werden. Der Bereich direkt nach dem Haupteingang war bereits deutlich verraucht und konnte nicht mehr ohne Atemschutzausrüstung betreten werden. Weiteren Stress verursachten die lauten Hilferufe einer gesamten Schulklasse, die das Klassenzimmer wegen dem Rauch nicht verlassen konnte. Einsatzleiter Seitz veranlasste die Brandbekämpfung und die Rettung der Kinder.
Zeitgleich wurden weitere Einsatzkräfte aus den Einsatzabteilungen aus der Kernstadt, Maubach, Waldrems, Heiningen, Strümpfelbach und Steinbach mit ihren Fahrzeugen an die Einsatzstelle und zur Wasserversorgung von der Murr aus im Marsch gesetzt.
Nach weiterer Erkundung stellte sich heraus, dass sich auf der rückwärtigen Gebäudeseite in zwei weiteren Klassenzimmern mehrere Kinder befanden. Während die Kinder im Hof über die Drehleiter gerettet wurden, mussten die Schüler auf der anderen Seite über tragbaren Leitern gerettet werden.
Umsichtig wurden Abschnitte gebildet, Aufgaben definiert und abgearbeitet. Bei solchen Einsätzen ist die Logistik ein wichtiger Bereich. So wurde zum ersten Mal in der Praxis die neue Atemschutzlogistik mit Sammelplatz aufgebaut und praktiziert.
Nach knapp zwei Stunden waren alle Einsatzaufgaben abgearbeitet und man konnte zur Manöverkritik übergehen.
Der Bürger wird sich Fragen ob solche Übungen noch sinnvoll und zeitgemäß sind? Auf jeden Fall, bieten sie so die Möglichkeit das in den einzelnen Abteilungen gelernte und trainierte Wissen in der Praxis im Zusammenspiel der Abteilungen zu testen. Aber auch um das eine oder andere Defizit festzustellen um dann im nächsten Jahr die Aus- und Weiterbildung in diesen Bereichen zu verbessern und auszubauen. Die gewonnen Erkenntnisse im Bereich des Atemschutzsammelplatzes wird sicher auch in die weitere Konzeption einfließen. So gesehen sind diese Übungen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der ehrenamtlich tätigen Feuerwehrangehörigen in Backnang.

 

/dr

Menschenrettung über die Drehleiter
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Besprechung der Gruppenführer
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Rauch dringt aus dem Gebäude
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Einsatzübung 2017
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Verrauchter Flur
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Übersicht über die EInsatzstelle
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Retten eines verunglückten Feuerwehrkameraden
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